„Nach drei Jahren sollte der Sender schwarze Zahlen schreiben. Stattdessen machte er bald Verluste in Milliardenhöhe. 2002 musste der Konzern, die Kirchgruppe, Insolvenz anmelden. Eine britische Private-Equity-Firma übernahm, und der neue Geschäftsführer Georg Kofler entschied sich für eine große Werbekampagne."
Hier kommt Peter Goldammer ins Spiel, der an diese Zeit gern zurückdenkt. Goldammer. 64 Jahre alt, ein Hamburger mit kahlem Kopf und Hornbrille, erhielt mit seiner Werbeagentur den Zuschlag für die Kampagne. Um zu verstehen, woran Premiere bisher gescheitert war, ließen er und sein Team zunächst Interviews führen. Goldammer erklärt die Kernergebnisse im Zoom-Gespräch so: „Es gibt dazu ein passendes Zitat von Woody Allen. Fragt ein kleiner Junge: ‚Daddy, wer ist eigentlich der Chef in unserer Familie? Der Vater antwortet: ‚Mein Junge, ich bin der Boss, aber Deine Mutter trifft die Entscheidungen.‘ Genau das ist passiert: Die Männer wollen wegen Fußball gern Premiere haben, und die Frauen haben gesagt: „Du spinnst wohl.“ Durchgesetzt haben sich Letztere.
Premiere reagierte mit Werbespots gezielt für Frauen. Statt Fußball stellte man Spielfilme und Kindersendungen in den Vordergrund. Zugleich konzentrierte die neue Geschäftsführung das Programmangebot. Strich Stellen und führte Werbung im Programm ein. 2004 schrieb der Sender erstmals schwarze Zahlen. „Ich bin nicht der Meinung, dass alles wegen ein paar Werbespots so gekommen ist“, sagt Goldammer. „Aber dass es den gesellschaftlichen Wandel hin zum Pay-TV gab, daran hatten wir schon einen Anteil.“
Ausgerechnet ein Netflix-Manager gibt ihm recht. „Die Entwicklung der Zahlungsbereitschaft für Inhalte war in Deutschland ein langer Prozess, zu dem Premiere/Sky früh beigetragen hat“, sagt Wolf Osthaus, Director Public Policy für Deutschland, Österreich und der Schweiz bei Netflix. „Davon profitiert heute die Branche.“
Wenn Sie mehr über den Erfolg (und Misserfolg) im Abonnement lesen möchten, sende ich Ihnen gern die aktuelle Ausgabe der brand eins zu. Garniert mit ein paar Gedanken über den wahren Boss Ihres Unternehmens und was ich an Ihrer Stelle machen würde, um auch in Ihrem Geschäftsmodell die Zahlen noch etwas schwärzer zu machen.